VOR DEN VORHANG?
.Ja, denn ab sofort, schafft das Land Tirol zumindest für die rund 9.000 Beschäftigten der Tirol Kliniken, sowie 4.500 Landesbediensteten einen Nulltarif für Pendler.innen. Die Beschäftigten müssen nur einen Antrag an ihren Dienstgeber stellen und erhalten dann ein Klimaticket. Laut Tiroler Tageszeitung stöhnen bereits die Personalreferate angesichts des Andranges für den Landes-Mobilitätswende-Beitrags.
„Wir werden regelrecht überrannt. Bis Ende der Woche wurden rund 2300 Anträge bearbeitet, viele weitere sind noch in Arbeit.“
Tirol-Kliniken-Sprecher Johannes Schwamberger
Und auch beim Land häufen sich die Anträge. Mittelfristig rechnet das Land, dass die Hälfte ihrer 4.500 Bediensteten den Genuss des Klimatickets in Anspruch nehmen werden.
Hinter dem Vorhang…
… verbergen sich allerdings ein eklatanter Personalnotstand beim öffentlichen Verkehr. Der Personalmangel führt zu Überstunden und unattraktiven Dienstplänen, das wiederum zu Stress, Überlastung und Frust. Daraus verschärft sich Personalmangel zusätzlich – irgendwann – und zu befürchten bald – endet diese Abwärtsspirale in einem Supergau, wenn die Politik nicht bald gegensteuert.
Die Katastrophe ist schon weit vorangeschritten: Der Mangel an Busfahrer:innen lässt bereits in Innsbruck, als auch anderen Tiroler Bezirken etliche Linienbusverbindungen ausfallen. Auf der Schiene herrscht kein besseres Bild, der Westbahn fehlen Stewards und bei der ÖBB steht rund ein Viertel der Beschäftigten kurz vor der Pensionierung. Und bei den Neuzugängen springt jede fünfte Mitarbeiter:in rasch wieder vom Zug ab. Das zeigt es mangelt an attraktiven Arbeitszeitmodellen, menschlichen Arbeitsbedingungen und leitungsgerechter Bezahlung.
Aber auch die Öffis-Nutzer:innen – sowohl jene die noch bezahlen müssen, als auch jene die jetzt vom Dienstgeber das „Gratis“-Klimaticket erhalten – beklagen bedenkliche Zustände. Die Öffis in städtischen Bereichen und an den Hauptverkehrsstrecken seinen meist gut, aber müsse Öffis-Nutzer:in allerdings Stadt- oder Hauptverkehrsroute verlassen happerts gewaltig:
Nicht nur im ländlichen Bereich, sondern oft auch von Bezirkshauptstadt zu Bezirkshauptstadt oder hin zur Landeshauptstadt. Schlimmstes Beispiel ist dabei nicht einmal von Osttirol in die Landeshauptstadt, sondern von Reutte nach Innsbruck. Eine Minimalfahrzeit von zwei Stunden, eine durchschnittlich von drei Stunden für die knapp hundert Kilometer sind alles andere als attraktiv und animieren keines Falls zum Umsteigen von Auto zu Öffis.
Das Klimaticket für die Beschäftigten von Land und Tirol Kliniken ist für die Mobilitätswende ein erster Schritt. Zeitgleich dazu bedarf es einem Ausbau und die Attraktivierung des öffentlichen Nahverkehrs.
„Parallel dazu bedarf es rascher Maßnahmen für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, um dem Mangel an Fahrer:innen und den auch stressbedingt hohen Krankenständen und Ausfällen entgegen zu wirken“,
meint ALi Gemeinderat Mesut Onay richtigerweise.
Autor: Josef Stingl, Foto: Miran Lesnik auf Pixabay